16. April 2024
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Künstliche Intelligenz (KI) wird zunehmend zum Alltagsbegleiter. So ist es kein Wunder, dass sich immer mehr Schülerinnen und Schüler für künstliche Intelligenz interessieren. Es ist naheliegend, die Thematik auch im Politikunterricht aufzugreifen. Am Beispiel des Chatbots von OpenAI – ChatGPT zeigen wir euch, wie ihr KI im Unterricht behandeln könnt.

Was ist Künstliche Intelligenz?

Der Begriff „Künstliche Intelligenz“ (KI) bezeichnet Computerprogramme, die ähnlich wie unser Gehirn funktionieren sollen und dadurch Fragen beantworten, Probleme lösen und sogar eine Art von Kreativität an den Tag legen können. Um die Programme stehts aktuell zu halten, werden diese immer wieder mit neuen Informationen gefüttert bzw. „trainiert“. Zu bekannten KI-Assistenten im Alltag gehören schon seit längerer Sprachassistenten, Gesichtserkennungssoftware und Suchmaschinen.

Was ist ChatGPT?

Künstliche Intelligenz ist nicht gleich Künstliche Intelligenz. Manche sind besonders gut darin Bilder zu generieren, andere sind eher auf Text spezialisiert, wieder andere können durch Mustererkennung Staus vorhersagen oder Krankheiten diagnostizieren. Das aktuell wohl bekannteste und weltweit verbreiteste Tool in der Öffentlichkeit ist ChatGPT. Der Chatboot ChatGPT wurde im November 2022 veröffentlicht. Das Programm verarbeitet die unzähligen Informationen, mit denen es – vornehmlich aus dem Internet – trainiert wurde und weiterhin trainiert wird.

Zu den drei wichtigsten Funktionen von ChatGPT gehört es, Texte zu schreiben, zu bearbeiten und zu bewerten. Wie der Name schon sagt, hat ChatGPT auch eine Chatfunktion inne. So können Nutzerinnen und Nutzer zu fast jeder Frage oder Aufgabe mit dem Programm sehr intuitiv interagieren. Man nennt diesen Vorgang einen „Prompt“ setzen, von Englisch „to prompt“ = „auffordern, abfragen“. Um eine brauchbare Ausgabe zu erhalten, müssen die „Prompts“ so präzise und aussagekräftig wie möglich sein.

Anwendungsbeispiele zum Thema Fake News

Um die Anwendung mit dem ChatBot zu erlernen ist es von Vorteil, den Schülerinnen und Schülern ein spannendes Diskussionsthema an die Hand zu geben. Wir erklären euch nützliche Methoden für den Politikunterricht daher am Beispiel von Fake News.

ChatGPT ist ohne Frage beeindruckend und auch nützlich und kann bei richtiger Fragestellung scheinbar perfekte Antworten geben. Da ChatGPT, wie andere „large language models“ auch, seine Ausgaben aber letztendlich lediglich auf der Wahrscheinlichkeit stützt, mit der einzelne Worte zusammen Verwendung finden, kann die Antwort völlig falsch sein, auch wenn sie plausibel klingt.

Daher muss den Schülerinnen und Schülern vermittelt werden, dass das Tool nur bedingt für fachlich korrekte Recherchearbeiten geeignet und jede Ausgabe kritisch zu hinterfragen ist, auch wenn sie noch so schlüssig klingt. Denn die Quellen, die das Tool nutzt, und die Wahrscheinlichkeitsbeziehungen, die die KI heranzieht, sind nicht nachvollziehbar. Die Bearbeitung eines „Prompts“ durch die KI ist eine „black box“, also von außen nicht ersichtlich.

Fehler mit ChatGPT

So kommt es zum einen, dass selbst auf die wörtlich identische Anfrage die KI unterschiedliche Antworten generiert. Zum zweiten ergeben sich aus Wahrscheinlichkeiten schlicht falsche Antworten. So antwortet ChatGPT in der Version 3.5 auf die Frage „Welche Stadt der Welt hat die meisten Brücken?“ typischerweise mit „Venedig“. Dabei hat Venedig, das zwar in einer Lagune liegt, aber mit 260.000 Einwohnern doch recht klein ist, viel weniger Brücken als z.B. die Hafenstadt Hamburg. Aber in den Trainingsdaten von ChatGPT 3.5 kam das Wort „Brücke“ offensichtlich besonders häufig im Zusammenhang mit dem Wort „Venedig“ vor und schon hat man eine plausible, aber völlig falsche Antwort. ChatGPT 4.0 hat diesen Fehler behoben, aber wird an anderen Stellen vergleichbare blinde Flecken haben.

Und wenn der KI Informationen für Antworten fehlen, erfinden ChatGPT und andere Chatbots sogar Dinge, nur um plausibel klingende Texte zu schreiben. Besonders schwierig wird das, wenn so gesellschaftlich oder politisch sensible Falschaussagen zustandekommen und absichtlich oder unabsichtlich Fake News verbreitet werden.

Einbettung im Unterricht

ChatGPT meets Google

Um ein Problem wie Fake News kennenzulernen, können die Schülerinnen und Schüler zunächst jeweils eigene „Prompts“ in ChatGPT oder ein anderes KI-Tool geben: einfach Schlagwörter in den Chat schreiben und anschließend die Ergebnisse miteinander vergleichen. Wie antwortet der Bot wenn nur nach einzelnen Wörtern wie „Fake News“ gefragt wird, und wie, wenn der Prompt detaillierter ist, z.B. „Was sind die wichtigsten Erkennungskriterien von Fake News?“.

Die Ergebnisse können in der Klasse verglichen werden. Welche Suchergebnisse sind am besten? Wie wurde gesucht? Und wie unterscheiden sich die Ergebnisse, selbst wenn alle Schüler:innen denselben Prompt verwenden?

Tipp: Je ausführlicher die Suche, desto besser die Ergebnisse.

Pro und Kontra KI

Wenn die wichtigsten Schlüsselbegriffe geklärt sind, bietet sich an, eine konkrete Frage mithilfe eines Chatbots zu recherchieren und zu diskutieren.

Hier ein Beispiel: „Sollten soziale Medien rechtlich für die Verbreitung von Fake News verantwortlich gemacht werden, und wenn ja, welche Maßnahmen sollten ergriffen werden, um deren Verbreitung einzudämmen?“

Um die Frage zu beantworten, werden die Lernenden in zwei Gruppen eingeteilt. Die eine Gruppe soll mittels eines Chatbots Informationen für die Verantwortung der sozialen Medien sammeln, die anderen dagegen. Die erhaltenen Informationen tragen die Schülerinnen und Schüler vor und diskutieren gemeinsam darüber.

Zusatzaufgabe

Als Zusatz könnt ihr die Diskussionsfrage durch Handlungsmaßnahmen ergänzen:

„Welche Maßnahmen sollten ergriffen werden, um die Verbreitung von Fake News einzudämmen?“

An dieser Stelle können die Schülerinnen und Schüler in Einzel- oder Partnerarbeit konkrete Beispiele für Fake News recherchieren sowie genaue Maßnahmen gegen die Verbreitung identifizieren. Die Ergebnisse kann jede Gruppe präsentieren oder die gesamte Klasse auswerten und diskutieren. Auch hier bietet sich der Einsatz eines Chatbots als Tool an: für die Recherche, die Zusammenfassung und die Aufbereitung der Ergebnisse.

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