24. April 2024
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Am 24. April ist es wieder so weit. Hundertausende Schülerinnen und Schüler in der ganzen Republik verlassen ihre Klassenzimmer, um für einen Tag Berufsluft zu schnuppern. Keine beliebige Berufsluft, denn idealerweise sollen Mädchen einen Einblick in technische Berufe erhalten und Jungen in soziale und kreative Berufe. Ein Blick über den Tellerrand soll es werden, auch in 2024.

Als Lehrerin frage ich mich an diesem Tag wie jedes Jahr: Müssten wir gesellschaftlich nicht weiter sein? Wo kommen die Stereotypen her, wenn junge Menschen an die Berufswahl denken? Ganz abgesehen davon, dass die Jugendlichen mir in der Mittelstufe ohnehin oft nur drei Berufe nennen, wenn ich frage, was sie mal werden könnten: Arzt/Ärztin, Lehrer/Lehrerin oder Anwalt/Anwältin.

Einstieg: Vorurteile aufdecken

Bevor wir in den Girls’- oder Boys’Day starten, können wir als Lehrkräfte versuchen, die Jugendlichen dafür zu sensibilisieren, warum es diesen Tag gibt und welche Chancen er ihnen bietet. Ein Einstieg, den ich dafür gerne wähle: Ich klebe 10 bis 20 Berufe auf Karten an die Tafel. Dann lasse ich die Klasse in Kleingruppen diskutieren: Welche sind Männerberufe und welche Frauenberufe? Das Ergebnis ist in der Regel eindeutig: Ingenieur? Natürlich Männerberuf! Tischler? Ebenso. Erzieher? Frauenberuf, keine Frage.

Durchführung: Konfrontation mit Rollenbildern

Ich konfrontiere die Klasse anschließend mit Bildern von Frauen in Baumaschinen, Männern in Kitas oder am Krankenbett etc. (siehe Beispielbilder). Haben diese Menschen etwas falsch gemacht bei der Berufswahl? Wonach sollte man einen Beruf auswählen? Gibt es so etwas wie „Männerberufe“ oder „Frauenberufe“ auf einer objektiven Fähigkeitsebene überhaupt oder sind sie vielleicht nur ein statistisches Phänomen?

Girls' Day und Boys' Day geben die Gelegenheit, im Unterricht über Rollenbilder und Rollenerwartungen zu sprechen.
Was machen Frauen, was machen Männer? Der Girls' Day und Boys' Day lädt dazu ein, nicht in Schubladen, sondern in persönlichen Zielen zu denken.
Berufsbilder und Berufschancen sind ein zentraler Aspekt am Girls' Day und Boys' Day.

Je nach Jahrgangsstufe könnt ihr anschließend auf unterschiedlichen Niveaus Fragen sammeln und im Rahmen einer Gruppenarbeits-Recherche vertiefen. Hier kommt auch der Girls’- und Boys’Day ins Spiel: Die Website der Veranstaltenden bietet u.a. spannende Statistiken zu der Frage, was die Berufswahl heute prägt und wie Eltern zu der (möglichen) Wahl ihrer Kinder stehen oder deren Fähigkeiten bewerten.

Für jüngere Jahrgangsstufen oder in Vertretungsstufen lässt sich das kleine Partnerinterview nutzen, um wesentliche Basisinformationen zum Hintergrund des Aktionstages zu vermitteln.

Weiter Informationen findet ihr auch bei der Bundeszentrale für politische Bildung, u.a. spannende Hintergründe zur Prägung von Rollenbildern schon im frühen Kindesalter.

Reflexion: Was nehme ich mit?

Die Beschäftigung mit Vorurteilen und Rollenbildern in der Arbeitswelt ist immer auch eine Auseinandersetzung mit den persönlichen Vorurteilen und Rollenbildern. Für manche Jugendliche kann dies zu einem emotionalen Thema werden. Zum Schluss lasse ich deshalb in der Regel die Klasse zu Wort kommen. Unkommentiert und offen stelle ich z. B. die Frage, was sie aus der heutigen Stunde mitnehmen oder was sie in Bezug auf die Stunde beschäftigt.

Fazit: Seit mehr als 20 Jahren gibt es den Aktionstag. Es gibt gute Gründe, dennoch nicht müde zu werden und jedes Jahr aufs Neue dafür einzutreten, dass Jungen und Mädchen in Deutschland beruflichen Wege einschlagen, die sie einschlagen möchten…

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