9. April 2024
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Dieser Unterrichtsimpuls ist die Fortsetzung des Artikels „Kaffee und die ungleiche Verteilung seiner Wertschöpfung“ aus der Unterrichtsreihe „Kaffee/Kaffeemarkt“. In Europa stellt der Hamburger Hafen noch immer den wichtigsten Dreh- und Angelpunkt für das Geschäft mit Kaffee dar. Jedes Jahr werden mehrere Tausend Tonnen des Handelsgutes in die norddeutsche Stadt geliefert. Es wird geschätzt, dass mehr als die Hälfte des Kaffees, der in die Bundesrepublik gelangt, in Hamburg importiert wird.
In diesem Unterrichtsimpuls wird der Fokus auf Deutschland als Handelsort für Kaffee gerichtet. Er nimmt die Themen Kaffeehäuser, Kaffeebörse und Kaffeehandel in der Hansestadt in den Blick. Darüber hinaus wird das Museum Burg in Hamburg vorgestellt.

Neben Erdöl gilt Kaffee weltweit als das wichtigste Handelsgut. Welche Bedeutung hat in dieser Hinsicht Deutschland für das lukrative Geschäft mit den Kaffeebohnen?

Die ersten Kaffeehäuser

Das erste Kaffeehaus der Hansestadt Hamburg wurde 1677 gegründet. Allerdings war Bremen etwas schneller, denn dort wurde bereits vier Jahre zuvor das erste deutsche Kaffeehaus eröffnet. Die Funktion dieser Kaffeehäuser hat sich zwar im Lauf der Zeit verändert, aber ein Kernaspekt ist geblieben. Kaffeehäuser oder Cafés sind soziale Treffpunkte. Man kommt nicht nur zum Genießen des Heißgetränks hierher, sondern zum Austausch, mobilen Arbeiten, Lesen, Studieren usw. Auch viele Firmen und Institutionen haben diesen Trend aufgegriffen und in ihren Räumlichkeiten sogenannte Work Cafés eingerichtet, in denen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in räumlich offener Atmosphäre sowohl zum Kaffeegenuss als auch zum gemeinsamen Arbeiten treffen können.

Während für uns heute in Europa die freie Meinungsäußerung und offene Diskussionen oft selbstverständlich sind, war es in früheren Jahrhunderten zeitweise schwieriger. Nicht immer gab es geschützte, freie Räume und Foren dafür. Doch mit den Kaffeehäusern öffnete sich damals eine Nische. Die ersten Einrichtungen dieser Art im 17. Jahrhundert waren vielerorts Treffpunkte, an denen die Menschen zusammenkamen, um über Kunst, Musik, Literatur, Politik und Philosophie zu diskutieren. Die besondere Kaffeehausatmosphäre bot den Bürgerinnen und Bürgern einen Rückzugsort, um sich ungestört und insbesondere frei zu verschiedensten Themen äuβern zu können. Die Cafés wurden somit auch zu einer Stätte für Vertreterinnen und Vertreter der bürgerlichen Bewegung, zu denen beispielsweise der berühmte französische Philosoph Voltaire (eigentlich: François-Marie Arouet; 1694–1778) gehörte.

Die Hamburger Speicherstadt

Eine zentrale Bedeutung für den Kaffeehandel hat die Hamburger Speicherstadt, die seit 2015 UNESCO-Weltkulturerbe ist und mit zu den beliebtesten Attraktionen der Stadt zählt. 1887 wurde dort die Hamburger Kaffeebörse ins Leben gerufen, die neben London und Le Havre (Hafenstadt in Frankreich) zu einem der wichtigsten europäischen Handelsplätze für Rohkaffee wurde. Neben der Kaffeebörse, die ein eigenes Gebäude in der Speicherstadt nutzte, gab und gibt es weitere Börsen in Hamburg, wie beispielsweise die „Getreidebörse“, die „Allgemeine Börse“ (Aktienhandel) oder die „Versicherungsbörse“. Die Kaffeebörse fungierte als Zentrum für den Handel mit Zucker, Kautschuk und Kaffee, wenngleich der Handel mit Rohkaffee überwog. Es wurden unterschiedliche Sorten, beispielsweise Arabica und Robusta, in verschiedenen Qualitäten angeboten.

In Europa gilt der Hamburger Hafen, der als gröβter Universalhafen Deutschlands bezeichnet wird, als führender Umschlagplatz für Waren aller Art. Jährlich gelangen etwa 700.000 Tonnen Kaffee über den Hafen in die Stadt, von denen etwa 400.000 Tonnen in andere Länder exportiert werden. Zudem agieren viele bedeutende Kaffeeunternehmen in der Hansestadt. Beispielsweise wurde das heute unter dem Namen „Tchibo“ bekannte Unternehmen 1949 als „Frisch-Röst-Kaffee Carl Tchilling GmbH“ gegründet. Damals ausschließlich auf das Kaffeegeschäft ausgerichtet, vertreibt das Unternehmen heute neben Kaffee viele weitere Produkte, beispielsweise Haushaltswaren, Mode- und Sportartikel sowie Möbel. Man geht davon aus, dass nur noch ein Drittel des Umsatzes auf den Kaffeeverkauf zurückgeht. Dies ist jedoch nur ein Beispiel von vielen. Schätzungsweise über fünfzig Unternehmen sind in Hamburg in den Handel mit Kaffee involviert.

Das Hamburger Kaffeemuseum

Das Kaffeemuseum Burg ist ein Museum für Kaffeeliebhaberinnen und -liebhaber, in dem man Führungen erleben, aber auch Kaffeespezialitäten konsumieren und erwerben kann. Das interaktive Museum befindet sich direkt in der Speicherstadt, dem Ort, der so bedeutsam für die Geschichte des Kaffees und den Handel mit den wertvollen Bohnen ist. Es beherbergt eine eigene, traditionsreiche Rösterei. Bei einem Besuch des Ausstellungshauses kann man nicht nur viel über die Geschichte des beliebten Getränks und seine Zubereitung erfahren. Es wird auch vermittelt, dass die Produktion von Kaffee – vom Anbau der Bohnen bis zum fertigen Getränk – aufwendig ist und er deshalb als eine Spezialität besonderer Güte betrachtet werden sollte. Inzwischen ist sein Genuss, zum Beispiel als „Coffee to go“, zu einem selbstverständlichen Ritual unserer Konsumgesellschaft geworden. Dabei vergessen wir oft die lange Reise, welche der Kaffee durchläuft, bis wir ihn „warm und duftend“ (oder auch kalt als Eiskaffee bzw. „Frozen Coffee“) in den Händen halten.

Einbettung im Unterricht

Die Thematik vermittelt den Schülerinnen und Schülern, dass Hamburg eine zentrale Rolle für den deutschen (und auch den europäischen) Kaffeehandel spielt, obwohl in Deutschland selbst kein Kaffee angebaut wird.

Die Unterrichtsstunde gliedert sich in drei Teile:

  • Einstieg (mit Bildmaterial)
  • Internetrecherche mit Aufträgen
  • Unterrichtsgespräch (Grundlage: Lied „Kaffeebecher“)

Die Schülerinnen und Schüler sollen auf der einen Seite etwas darüber erfahren, warum Hamburg als Kaffeemetropole bezeichnet wird. Sie beschäftigen sich daher mit der Stadtgeschichte, der Kaffeebörse und dem Kaffeehandel. Auf der anderen Seite soll am Ende der Unterrichtsstunde ein (kritisches) Gespräch angestoβen werden. Bei diesem können die Schülerinnen und Schüler reflektieren, ob beim lukrativen Kaffeegeschäft ausreichend an Umweltschutz und Akteure in der Produktionskette (v.a. die Kaffeebäuerinnen und -bauern) gedacht wird. Zudem geht es um die Frage, ob Kaffee hinreichend geschätzt wird, wenn man an seine aufwendige Herstellung denkt.

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